Im ersten
Semester an der Paganini lernte ich im Jazzunterricht eine temperamentvolle
Mitstudentin kennen und viele würden zustimmen, dass sie für ein Mädchen ein
sehr loses Mundwerk hat. Madeleine Lavie war ambitioniert, stolz, immer
voller Tatendrang und hatte die Eigenschaften einer Anführerin. Sie zweifelte
nie an ihrem Können und würde trotz schlechter Performance behaupten, dass sie
die Beste wäre. Wir verstanden uns trotz unterschiedlicher Persönlichkeiten
ziemlich gut und es war auch Madeleine, die mich anfangs ansprach
und mich einfach wie einen guten Freund behandelte. Meine bisherige Erfahrungen mit meinen
Mitstudentinnen an der Paganini differenzierten sich kaum, denn die Mehrheit
schien eine romantische Beziehung mit mir zu wollen. Ob das an meiner adeligen
Herkunft lag? Die Familie Wachtfeldt hatte eine lange musikalische Geschichte
und gehörte zur Elite. Madeleine war, wie gesagt, anders als viele andere
Mädchen. Wenn ihr etwas nicht passte, sprach sie es offen aus. Durch die Blume
sagen konnte sie anscheinend nichts und auf einige mochte ihre Art ein wenig zu
harsch sein, aber so war die Miss Lavie.