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Friday, April 19, 2013

Limbus - Teil 2/3


Wo ist meine Uni? Moment, war ich überhaupt unterwegs zu einer Vorlesung? Ich konnte mich nicht erinnern sondern lief kopflos durch die Altstadt. Ich dachte über meinen normalen Tagesablauf und über das, was ich noch zu tun hatte, nach, als ich mit Entsetzen feststellen musste, dass ich wieder nicht in Sankt Gallen war. Zum Glück war ich nicht wie letztes Mal irgendwo in der Toskana, sondern in einer grösseren Stadt Europas.

Aux Champs-Élysées...

„Nein, bitte, sagt mir nicht, dass ich in Paris bin!“, doch beim genaueren Betrachten der Umgebung wurde meine Befürchtung wahr. Ich erblickte den Eiffelturm und auch den Triumphbogen konnte ich von meinem Standpunkt aus sehen.

Aux Champs-Élysées...

Ich befand mich eindeutig in Paris.

Au soleil ou sous la pluie, à midi ou à minuit...


Ich seufzte und war genervt von der Willkür Fortunas. Mich einfach irgendwo auf der Welt zu platzieren, obwohl ich meinen schulischen Tätigkeiten nachkommen musste, war der Gipfel ihrer Unverschämtheiten. Andererseits war man nicht jeden Tag in Paris und deshalb beschloss ich, die Champs-Élysées so lange entlang zu spazieren, bis ich den Eiffelturm erreichen würde. Doch leider kam alles wieder anders als geplant, denn auf der anderen Strassenseite stand ein junger Mann, den ich von irgendwoher zu kennen schien. Er sah nicht schlecht und ziemlich südländisch aus. Ob er Italiener oder Spanier war? Eigentlich waren Latinos nicht mein Typ, aber irgendwie hatte er etwas Vertrautes an sich, fast so, als ob ich ihn zuvor schon mal gesehen hätte. Ich dachte nicht lange nach, überquerte die Strasse und ging direkt auf den Latino zu, der sich nicht von der Stelle rührte, jedoch ein wenig verloren um sich sah. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen, um ihn wie einen kleinen Jungen, der sich verlaufen hatte, zu trösten. Das war eine bescheuerte Idee, denn ich hätte nie den Mut gehabt, einen Wildfremden aus heiterem Himmel zu umarmen. Von vielen peinlichen Möglichkeiten, die Aufmerksamkeit eines bestimmten Menschen zu bekommen, wie zum Beispiel die Person zu Boden zu reissen oder sie mit heissem Kaffee zu überschütten, tat ich etwas, wofür ich mich ewig hassen könnte: Wie von einem Marionettenspieler gesteuert, küsste ich den südländischen Fremden auf die Wange und liess ihn verdutzter dastehen, als er bereits war. Er hätte schockiert, angeekelt oder zumindest verwirrt reagieren sollen, weil eine Verrückte ihn gerade geküsst hatte, doch das alles blieb zu meiner Verwunderung aus. Der Latino fing plötzlich an zu lächeln und sah mich wie eine wiedergefundene, verschollene Freundin an. Die Freude in seinem Gesicht war ansteckend und sein Lachen so warm und so vertraut. Seine dunkelbraunen Augen, sein dichtes, dunkles Haar, ... ich liebte die Sommersprossen auf seiner Nase.

Il y a tout ce que vous voulez aux Champs-Élysées
Moment mal, Sommersprossen? Paris stürzte wortwörtlich zusammen und wurde, wie der Südländer, von der Dunkelheit verschluckt. Ich wachte auf und versuchte mich an den Traum zu erinnern. Noch immer konnte ich nicht fassen, dass ich gerade einen international bekannten Rennfahrer geküsst hatte.

„Hast du einen Alptraum gehabt?“

Huh? Erschrocken drehte ich mich um und sah direkt in die grüngesprenkelten braunen Augen des personifizierten Teufels. Mir fehlten buchstäblich die Worte. Und wieso um Himmels Willen lag er im selben Bett wie ich?

„Du schläfst noch“, erklärte er und wischte mir den kalten Schweiss von der Stirn. Diese liebevolle und fürsorgliche Seite von ihm kannte ich gar nicht, das machte mich einen Moment lang sprachlos. Was auch nicht weiter verwunderlich war,, schliesslich hatten wir uns damals nur gefoppt, gegenseitig angestachelt oder uns lauthals gestritten. Wir führten wortwörtlich eine Hass-Liebes-Beziehung und das hier war eine Wendung von 180 Grad.

„Wie meinst du das?“

„Genau wie ich’s gesagt habe“, grinste er und drückte mich an sich, „du hattest einen Traum in einem Traum gehabt. Das, was du jetzt siehst, ist nicht real.“

Wie wahr seine Worten doch waren; nie im Leben würden wir uns in der wirklichen Welt wieder über den Weg laufen und normal miteinander reden. Vor allem war eine solche Zärtlichkeit nur in einem Traum möglich.

„Bleib bei mir“, mein Schwarm nahm meine Hand und sah mir tief in die Augen, „in dieser Welt kannst du alles machen, was du willst. Niemand wird dir irgendwas verbieten können. Vor allem können wir hier für immer zusammen sein.“

Das stimmt. In der Realität würden wir nie so vernünftig miteinander reden können, von einem möglichen Treffen möchte ich gar nicht erst anfangen. Die Verlockung, für alle Ewigkeit zu träumen, klang daher gar nicht schlecht.

„Was sagst du? Wirst du in dieser Welt bleiben?“

„Ja, für immer.“

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