Start of something new Ein weiterer Blog.
many hopes, plans and wishes "Nicht noch einer", denkt ihr euch.
we'll see what happens. Wir sind ein Unikat.

Monday, April 22, 2013

Limbus - Teil 3/3


Meine Uni werde ich nie wieder sehen, davon war ich vollkommen überzeugt, denn ich wollte für immer bei
meinem Schwarm mit den speziellen Augen bleiben. Ich liebte ihn; sogar nach fünf Jahren hatte ich immer noch Gefühle für ihn und nur in meiner eigenen Welt konnten wir uns sehen. Dafür war ich sogar bereit, mein Leben in der Realität aufzugeben. Als ich meine Augen öffnete, stand ich an der Bushaltestelle; vor mir ragte das giftgrüne Gemeindehaus, das ich seit dessen Erbauung hasste. Welcher Vollidiot kam auf die hirnrissige Idee, ein Gebäude gelbgrün anzumalen? Furchtbar war in dieser Hinsicht noch untertrieben.

„Es ist so hässlich.“

 „Ich weiss.“

Er stand neben mir, aber mein Blick war immer noch auf das Haus gerichtet. In meiner Welt würde ich das Gemeindehaus abreissen und seinen Vorgänger, der alt und gemütlich gewesen war, wieder an Ort und Stelle erstehen lassen.

„Ich freue mich, dass du dich so entschieden hast“, sagte er zu mir und legte seinen Arm um meine Schultern,
„nur will ich nicht, dass du es irgendwann bereust.“


Doch bevor ich etwas erwidern konnte, hatte sich die Szenerie verändert; das grüne Gemeindehaus war verschwunden und Monaco tauchte vor unseren Augen auf: Den Yachthafen, die Villen, die Hochhäuser, sogar das Schloss des Fürsten konnten wir sehen. Ich sah meinen Schwarm an, doch in dessen Gesicht war ein ebenso grosses Fragezeichen wie in meinem zu erkennen.

„Was ist hier los?“

„Das weiss ich doch selber auch nicht“, fuhr er mich aufgebracht an und das Einzige, was wir beide tun konnten, war abzuwarten. Eine menschliche Erscheinung formte sich vor unseren Augen. Sie raubte mir den Atem, als sie
sich manifestiert hatte. Mein Puls fing vor Aufregung an zu rasen.

„¡Hola, mis amigos!“

Es war der Latino Schrägstrich Rennfahrer aus meinem letzten Traum. Wieso war er da? Hatte ich etwa an Motorsport gedacht? Was sollte ich tun? Tausende von Fragen kreisten in meinem Kopf und ich fand keine Antworten.

 „Hola my ass!“, schrie mein Schwarm völlig ausser sich und stapfte wütend auf den Südländer zu, „what do you
want from us?“

Es hatte den Anschein, als wollte er den Rennfahrer und sein monegassisches Territorium aus unserer Welt schaffen, doch weiter als in die Mitte des Fussgängerstreifens konnte er es nicht schaffen. Eine Art Barrikade liess ihn nicht auf die mediterrane Seite. Mit aller Kraft schlug mein Schwarm und ehemaliger Rivale gegen die unsichtbare Mauer, aber bewirken konnte er nichts.

„Take this wall down!“, befahl er dem Profisportler, doch dieser lächelte nur amüsiert und zugleich spöttisch.

„Even if I want, I can’t. The only one who is able to pass it is this chica.“

Mein Schwarm sah mich wie versteinert an, während der Südländer seine Hand nach mir ausstreckte, um mich
auf seine Seite zu locken. Er wusste, dass ich ihn bewunderte, und das nutzte der Profisportler gezielt aus.

„You don’t belong to this world. Come to me. You should live on“

Ich machte einen Schritt nach vorn, vergass den personifizierten Teufel der Verlockung, der mich in diese Welt gebracht hatte, und war bereit, die Hand auf der monegassischen Seite zu ergreifen. Meine Entscheidung für immer in einer Traumwelt zu leben, schien mir auf einmal sehr überstürzt gewesen zu sein.

„Du lässt dich nicht wirklich von ihm um den Finger wickeln, oder?“

Eigenartigerweise brachte mein Schwarm mich damit zum Nachdenken und ich stoppte mitten in meiner Bewegung. Was wollte ich eigentlich? Um ehrlich zu sein, wusste ich das selber nicht. Einerseits schrie mein Herz nach Frieden und Zweisamkeit mit meinem ehemaligen Rivalen, andererseits hatte mein momentaner Lieblingsrennfahrer Recht und ich sollte die Vergangenheit ruhen lassen.

„Geh nicht“, bat er mich. Verzweiflung lag in seiner Stimme oder bildete ich mir da etwas ein? Alles wurde ganz milchig, nur die mediterrane Seite blieb klar wie ein wolkenloser Nachthimmel bei Vollmond.

„Don’t listen to him. If you do, you’ll be trapped here forever, and you won’t be able to watch me win my first race.“

Stimmt, ich wollte ihn mindestens einmal im Leben ein Rennen gewinnen sehen und in dieser Welt könnte ich das nicht miterleben. Ich drehte mich zu meinem Schwarm um. Seine grüngesprenkelten, braunen Augen flehten mich an zu bleiben, doch ich wollte nicht mehr. Nein, für immer mit ihm in einer Scheinwelt zu leben, das würde eines Tages zur Qual werden. Ich nahm die Hand des Profisportlers, worauf er mich auf seine Seite zog und die Welt, die hinter mir lag von einem weissen Schleier verschluckt wurde. Ich werde den Teufel mit den sonderbaren, aber schönen Augen nie wieder sehen.

„You made the right choice.“

Erst in diesem Moment bemerkte ich, dass das Gesicht des Profisportlers mir besonders nah war, so dass ich die Sommersprossen auf seiner Nase zählen konnte.

„Ti amo, mi amor.“

Ich schlug die Augenlider auf und wurde darauf vom grellen Licht einer Lampe geblendet. Dutzende Stimmen sprachen in einem wirren Durcheinander, so dass ich nicht ausmachen konnte, welche von ihnen zu wem gehörte.

„Sie ist wieder zu sich gekommen!“

Ja, das war eindeutig kein Traum mehr.

No comments:

Post a Comment